Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH)

Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH)-Zahnmedizin

 

Definition

Nicht fluoridbedingte Mineralisationsstörung (Hypomineralisation) an bleibenden Zähnen
  • Schmelzdefekt an einem/mehreren Sechsern mit oder ohne Beteiligung der bleibenden Schneidezähne (Dentin ist normal)
  • „cheese molars“ → weiß-gelbe bis gelb-braune Opazitäten bis zu Schmelz- und Dentineinbrüchen
  • Prävalenz: 10-19% in Deutschland. 

Differentialdiagnostik 

  • exogene Ursachen: Milchzahntrauma, Turner Zahn
  • genetische Ursachen: Amelogenesis bzw. Dentinogenesis imperfecta
  • endogene Ursachen: Fluorose, Tetrazyklinverfärbung.

Ursachen

  • Dioxin oder polychloriertes Biphenyl (PCB) in der Muttermilch (über 9 Monate langes Stillen)
  • Frühgeburt & Sauerstoff-Mangel bei der Geburt (weil Ameloblasten sauerstoffsensibel sind)
  • respiratorische Erkrankungen in früher Kindheit (zB. Asthma, Bronchitiden)
  • Infektionskrankheiten (Scharlach, Mumps & Masern in ersten 3 LJ)
  • Amoxicillin
  • Störung im Mineralhaushalt, Malnutrition (Mangelernährung), Malabsorption (mangelnde Aufnahme von Substraten aus Nahrung)

Strukturelle Besonderheiten 

  • Ameloblasten werden beeinträchtigt, zerstörte Ameloblasten → Opazitäten
  • niedrigerer Mineralisationsgehalt führt zu Schmelzeinbrüchen
  • Mineralgehalt des Dentins ist um 5% geringer

Probleme

  • Bakterien können leichter durchdringen & in Dentintubuli eindringen → Pulpitis
  • Belastbarkeit reduziert

Folgen

  • Schmerzen
  • mangelhafte Mundhygiene (Putzen fällt schwer)
  • Gingivitis
  • Karies
  • schwer zu anästhesieren

Lösungen

  • schmerzlose Untersuchung (Watterollen, kein Sprayvit!)
  • Prämedikation
  • Sedierung
  • ITN

 Therapie

  • wichtig: frühzeitige Diagnose
  • wichtig: intensive Prophylaxe, PZR, Politur, Fluoridierung, Putzen mit Duraphat (oder Elmex sensitive)
  • wenn keine absolute Trockenlegung möglich → Defekte mit GIZ abdecken
  • wenn absolute Trockenlegung möglich → Exkavation bis in gesunde Bereiche & Versorgung mit Komposit
  • indirekte Versorgung mit okklusalen Veneers, mit Kronen später immer noch möglich
  • Stahlkronen → schlechte Isolation
  • cave: Präptrauma möglich
  • wenn sehr stark zerstört → Extraktion (hier warten bis Krone des 7ers auf Höhe der S-Z-Grenze des 6ers ist → kann sein, dass sich 7er anstelle des 6ers einordnet)
  • Weiterbehandlung durch KFO