Erosion-Zahnmedizin
Erosion
Definition
Entstehen durch längere und häufige Säureeinwirkung auf saubere Zähne bzw, Abfall bis auf pH 1,5-3 → durch Nahrung oder durch sauren Mageninhalt, altersunabhängig, unter normalen physiologischen Bedingungen wird die Säure innerhalb von 10min durch Speichel eliminiert-
histologischer Unterschied Erosion & Initialläsion
- Initialläsion: pseudointakte Oberfläche
- Erosion: keine intakte Oberfläche, keine Remineralisierung möglich
-
Aussehen
- meist muldenförmig, abgerundete Ränder
- wenn exogene Ursachen, dann Erosion meist an Außenflächen
- wenn endogene Ursachen, dann meist an Innenflächen (meist intakter Schmelz am Gingivarand, da dort Sulkusflüssigkeit ständig puffert)
- Frühläsionen: Zahnschmelz glatt & matt glänzend
- Spätläsionen: Dentin liegt frei
- aktive Läsionen: Schmelzränder laufen flach auf das freiliegende Dentin aus
- ruhende Läsionen: Schmelzränder oft wulstig
- bei Bulimie v.a. Oberkieferzähne palatinal
- bei Reflux v.a. Unterkieferseitenzähne okklusal
- berufliche Exposition v.a. vestibuläre Flächen der Frontzähne
Entstehung
- zunächst muss Pellikel (Speicheloberhäutchen) durchdrungen werden; gereifte Pellikel kann Diffusionsprozess herabsetzen (Diffusionsbarriere)
- Säuren demineralisieren → Ca & Phosphat wird aus Schmelz herausgelöst
- bei Jugendlichen werden Perikymatien im Schmelz zerstört
- nach Herauslösen von Ca + P aus Schmelz wird pH an Zahnoberfläche angehoben → wenn keine neue Säurezufuhr, dann kann Säureangriff gestoppt werden
Risikofaktoren
-
exogene Faktoren
- Essen & Trinken (Frequenz wichtig)
- Softdrinks, Energiedrinks / Sportlerdrinks, säurehaltige Fruchtsäfte, Zitrusfrüchte
- saure Getränke, die mit viel Kalzium & Phosphat angereichert sind, sind nicht so stark erosiv
- je höher die Pufferkapazität eines Getränks, desto erosiver ist es, denn es dauert länger bis Speichel & herausgelöste Ca & P-Ionen Säure neutralisiert haben
- Mundhygienie
- Medikamente: ASS, Vit C
- Essen & Trinken (Frequenz wichtig)
-
endogene Faktoren
- Allgemeinerkrankungen: Reflux, Bulimie, gastrointestinale Erkrankungen, Alkoholabusus
- Hyposalivation/Xerostomie: Speicheldrüsenerkrankungen, Bestrahlung, Diabetes, Sjörgen-Syndrom, Nebenwirkungen von Medikamenten, Drogenabusus
Risikopatienten
- Ecstasy (60%)
- Vegetarier, Rohkost-Diät (30-60%)
- Patienten mit Esstörungen (15-45%)
- Reflux-Patienten (20-30%)
- Weintester (25%)
- Alkoholiker (25%)
- Arbeiter in Batterie- & Galvanowerken (5-75%)
- Profischwimmer (Erosion nur im Schmelz, 10-50%)
Diagnostik
-
Diagnostik nach Eccles
- Klasse I: oberflächliche Läsionen, nur im Schmelz (Frühläsion)
- Klasse II: lokalisierte Läsionen mit Dentinbeteiligung
- Klasse III: generalisierte, größere Läsion mit Dentinbeteiligung
Therapie
kausal
- Säureeinwirkung vermindern
- Ernährungsumstellung, Verdünnung erosiver Getränke
- Allgemeinerkrankungen Bulimie/Reflux heilen
- mechanische Belastung vermindern
- epidemiologische Studien zeigen, dass mechan. Belastung (Attrition/Abrasion) das Auftreten von Erosionen erhöht
- nicht direkt nach Säurekontakt Zähneputzen! Lieber davor, danach lieber ausspülen
prophylaktisch
- Fluoridieren, Mundhygieneinstruktion, Speichelstimulation (Kaugummi)
- Ausspülen nach Säurekontakt mit Antacida-Lösung (neutralisieren Säure)
- pH-Anstieg intraoral: Antacida > Fluorid-Bonbon > Milch > Wasser
- hochkonzentrierte Fluoridpräparate, Fluoridpräparate mit polyvalenten Metallionen
- Präparate mit AmF/NaF/Zinnchlorid sind wirksamer als solche, die nur NaF enthalten
- Zahnpasten mit erosionsschützender Wirkung & Fluorid → gut Elmex Erosionsschutz / Zahnschmelzschutz
- weitere: Biorepair, Sensodyne Proschmelz, Chitodent
- Elmex Erosionsschutz: Zinnchlorid & Fluorid
- Fluorid auf Zahn: CaF, F kann freigesetzt werden
- Fluorid auf Zahn bei Erosionspatienten: „Deckschicht“, die aufgelöst wird, bevor Zahn aufgelöst wird
- REA-/RDA (relat. Schmelz-/Dentinabrasion)-Wert unter 50 in Zahnpasten empfehlenswert
- CPP-ACP-Komplex (Casein Phosphopeptid-Amorphes Calciumphosphat)
symptomatisch
- Fluoridieren
- Adhäsivapplikation / Versiegelung mit Helioseal (lichthärtend) hilft für max. 6 Monate
- Restaurationen
- Indikationen: Dentinhypersensibilitäten, Ästhetik, funktionelle Einschränkungen, Gefahr der Pulpaschädigung
- oft zur Bisserhöhung und Herstellung der Zahnanatomie, Wiederherstellung der Okklusion
- Komposit
- Anhebung um 0,5-5mm möglich
- hohe Erfolgsquote 95% nach 2,5 Jahren, 85% nach 7 Jahren
- Schienentechnik mit Komposit: laborgefertigte Schiene mit wiederhergestellter Okklusion erleichtern die Formgebung der Ko-Fllg
-
Keramikveneers
- hohe Überlebensrate 94% nach 5 Jahren, 93% nach 10 Jahren, 83% nach 20 Jahren
- Bruxismus steigert Versagensrisiko
- Table-Top-Veneers (Kauflächen-Veneers), minimalinvasive und defektorientierte Präp
- Kontraindikation: schlechte MH, weitere erosive Wirkung
- Überkronungen
- viel zusätzlicher Zahnhartsubstanzverlust
-
Dahl-Prinzip
- durch Erosion kommt es auf zum Verlust vertikaler Dimension
- wenn sich Patient keine aufwendigen Restaurationen zur Bisshebung leisten kann (zB. Überkronungen)
Zusammenfassung
- Identifikation von Risikopatienten
- kausale Therapie oft nicht erfolgreich
- Sekundärprävention
- Erosion: gute Mundhygiene, Fluoridierung, Versiegelung
- Abrasion/Attrition: Mundhygienieinstruktion, Bruxismus ggf. Schienentherapie, Versiegelung
- Restaurationen (Tertiärprävention)